Madagaskar gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, das normalerweise nicht mit Tauchen in
Verbindung gebracht wird. Es stellte sich jedoch heraus, dass im Kalksteinplateau „Mahafaly Karst“ im Südwesten von
Madagaskar Höhlen vorhanden sind, die mit denen in Mexiko oder der Dominikanischen Republik vergleichbar sind. Die
Herausforderung war, dass die Höhlen bis 2013 fast vollständig unentdeckt waren.
Im September 2013 unternahmen Phillip Lehman von der Dominican Republic Speleological Society und Patrick
Widman, ein Instructor für Höhlentauchen aus Mexiko, die erste Expedition, um die Höhlen im Süden von Madagaskar zu
erkunden. Das dritte Mitglied des Expeditionsteams war Ryan Dart, der zuvor in der Aven-Höhle getaucht war und sie
als sehr vielversprechend für weitere Erkundungen bewertete. Der Erfolg der Expedition war vor allem Ryan
zuzuschreiben, der alles vor Ort organisierte. „Ohne seine Hilfe“, sagt Phillip, „wäre die Expedition nicht
erfolgreich gewesen.“ Nach mehreren Sidemount-Tauchgängen brachte die erste Expedition überraschende Entdeckungen in
der Form eines Tunnels in der Malazamanga-Höhle und zahlreichen Fossilien von prähistorischen Tieren hervor.
Im Oktober 2014 reisten Phillip und Patrick zurück nach Madagaskar und nahmen ein viel größeres Team mit. Die
Hauptziele der Expedition waren die weitere Erkundung der Plateauhöhlen, die Dokumentation der Funde und die
Untersuchung der Fossilien.
Die Höhlen befinden sich im Tsimanampesotse National Park im Südwesten von Madagaskar. In der Region gibt es fast
keine Infrastruktur, was die Tauchlogistik für ein derartig großes Team extrem erschwerte. Ryan garantierte eine
effiziente logistische Organisation, indem er eine ausreichende Anzahl von Tauchflaschen und Gewichten besorgte. Wie
sich herausstellte, war die Größe der in Madagaskar verwendeten Flaschen untypisch, was aber kein Problem
darstellte.
Das Team erforschte an mehreren Tagen eine Vielzahl von Höhlen: Malazamanga, Mitoho, Aven, Vintani, Sarodrano
Springs, Binabe und Aven, wobei nur die letzten beiden zuvor von Tauchern erkundet wurden. Alle anderen Höhlen waren
absolut jungfräulich.
Die Mehrzahl der Tauchgänge fand in einer Tiefe von 20 bis 30 Metern statt, wobei der tiefste Tauchgang während
der Expedition von Patrick Widmann erfolgte, der in der Aven-Höhle auf eine Tiefe von 46 Metern tauchte. Das
ist sicherlich nicht der letzte Schritt, da dieser Teil der Aven-Höhle noch viel tiefer reicht.
Die Expedition beinhaltete ein Team von Paläontologen, das die gesammelten Fossilien untersuchte. Zum Schutz der
Einzigartigkeit dieses Naturwunders wurden alle Fossilien nach der Untersuchung wieder genau an ihren Fundort
zurückgelegt.